Fröhliches ImproTheater ü60
Enkelhüten, Artikel schreiben für den ZSS und andere Freiwilligenarbeit sind mir wichtig, aber manchmal auch anstrengend. Daneben will ich auch als Pensionierter meine Freizeit ohne Leistungsdruck geniessen, dafür mit umso mehr Spass. Im ImproTheater ü60 habe ich das gefunden.
Von Peter C. Meyer, Vorstandsmitglied des ZSS
Fünf Frauen und drei Männer stehen im Kreis und sagen reihum ganz schnell «Whiskymixer». Ab und zu sagt eine/r «Mässwächsel», dann geht es in die andere Richtung und jede/r sagt «Wachsmaske». Wir verhaspeln uns dabei schnell mal. Fehler sind erlaubt, aber wir müssen dabei ein ernstes, seriöses Gesicht behalten, Lachen ist verboten. Das gelingt oft nicht, weil die Situation so komisch ist, also lachen wir eben doch. Zur «Strafe» müssen die Lachenden aussetzen und rund um die Gruppe springen, sodass ein ziemliches Chaos entsteht, wodurch wir erst recht lachen müssen.
Ausstieg aus Chor
Dies ist eine lustige Bewegungsübung im Impro-Treff 60+, bei dem ich seit letztem Herbst regelmässig mitmache; jede Woche eineinhalb Stunden. Früher sang ich längere Zeit Bass in einem Chor, bis zur Pandemie-Pause, aber nachher wollte ich nicht mehr einsteigen, weil es mir zu anstrengend, zu stur und zu wenig lustvoll war. Wir mussten alles auswendig lernen und zuhause üben. Der Chorleiter war zwar ein super guter Musiker, aber für mich zu perfektionistisch. Ich bin der Guggenmusik-Typ: Musizieren muss Spass machen, Fehler werden toleriert.
Spass muss sein
Spass – genau das ist der Witz des Senioren-ImproTheaters: Wir haben Spass und müssen nichts vorbereiten, keine Hausaufgaben. Anspruchslos ist es nicht, denn Kreativität, spontane witzige Ideen sind gefragt. Aber jede/r bringt das auf seine Art. Wir spielen spontan Theater mit Mimik, Bewegung, Worten und Gefühlen. Meistens spielen wir zu Zweit kurze Szenen, zu denen die anderen Vorgaben machen: Wer sind die beiden? Wo sind sie?
Ich war mal 50-jähriger Cowboy und spielte mit Rosie, die eine 30-jährige Angestellte darstellte. Szene: Check-in im Flughafen. Die Handlung wird gespielt mit spontanen Einfällen. Ich habe dann mein Pferd dabeigehabt und wollte es auch einchecken. Rosie meinte, das sei eine blöde Idee, gehe gar nicht. Ich: «Aber ich bin doch schon mit meinem Pferd von Texas nach Zürich geflogen zum Reiten in den Alpen, jetzt will ich zurück.» Der Dialog wird immer absurder, wir streiten, alle lachen. Lösung gibt’s keine, nach fünf Minuten brechen wir ab. Dann kommen andere Paare dran, mit völlig neuen, spontanen Vorgaben aus der Gruppe.
Alle sind fröhlich
Am Schluss des Impro-Treffs sind alle fröhlich, durch Bewegungsübungen (beispielsweise erfundenes Yoga) aufgewärmt und entspannt. Freizeit mit Lachen, Spielen, Zusammensein ist gesund. Ich kenne kein besseres Mittel gegen Einsamkeit und subdepressive Stimmung. Ich bleibe im Impro-Treff ü60.
Rückmeldungen von Teilnehmenden:
Rosie: «Toll, dass die Trainerin auf meinen Wunsch eingegangen ist und ich mein Lieblingsformat mehrmals spielen konnte.»
Toni: «Einmal pro Woche spiele ich Improvisationstheater für Seniorinnen und Senioren. Selten lache ich so viel wie dort.»
Angela: «Ich bin heute etwas genervt hier angekommen. Jetzt gehe ich fröhlich nach Hause.»
Improvisationstheater gibt es schon lange und in verschiedenen Formen. Theatersport, wie er zum Beispiel im Casinotheater Winterthur regelmässig zu sehen ist, gehört auch dazu. Dort improvisieren zwei Teams und wollen dem Publikum gefallen. Das Publikum gibt die Inputs und verteilt die Punkte. Damit entsteht ein Leistungsdruck, der beim neuen ImproTreff 60+ entfällt. In der Schlussrunde sagen wir uns selber und allen Teilnehmenden immer: «Hat’s gut gemacht!» That’s the spirit! Kein Leistungsdruck; es kann nichts falsch gemacht werden. Einfach locker dabei sein und improvisieren.
Die Gruppe Senioren-Improtheater bietet verschiedene Kurse und Shows an, Infos hier:
https://www.senioren-improtheater.ch
Telefon +41 43 288 53 83