
Aufs Autoverzichten war ein Vernunftentscheid
Peter Nell ist 65 Jahre lang unfallfrei Auto gefahren. Kürzlich ist er auf den öffentlichen Verkehr umgestiegen, nachdem medizinische Abklärungen einen Gedächtnisverlust bestätigt haben.
Von Barbara Gasser
Der schnittige Sportwagen ist aus der Garage im Haus von Peter Nell in Dällikon verschwunden. Dort stehen jetzt ein sportliches E-Bike und ein praktischer Einkaufstrolley. Letzterer hat ihm seine Tochter zu Weihnachten geschenkt. «Als ich das Riesenpaket unter dem Christbaum sah, dachte ich noch, für wen ist das», sagt der 83-Jährige. «Zuerst hatte ich schon ein wenig Mühe, dass ich nun mit einem solchen Ding zum Einkaufen gehen soll», gesteht er. Aber weil er ein Bewegungsmensch ist, marschiert er nun ins drei Kilometer entfernte Zentrum in Regensdorf. Manchmal nimmt er auch den Bus.
Eine Trennung von Betreuung und Pflege macht für unsere Kundinnen und Kunden keinen Sinn.
Kein Problem mit dem öV
Dank seines Smartphones ist das Fahren mit dem öffentlichen Verkehr kein Problem für Peter Nell. «Ich darf nur nicht vergessen, die Fahrt in der App zu beenden, wenn ich ausgestiegen bin.» Dass er sich zunehmend an gewisse Dinge nicht mehr erinnern kann, ist ihm selber vor einiger Zeit aufgefallen. «Untersuchungen im Limmattalspital haben bestätigt, dass mein Gedächtnis nicht mehr optimal funktioniert», erklärt er. Das sei eine Alterserscheinung, die sich im Hirn bemerkbar mache. Aufgrund dieser Diagnose hat er sich entschlossen, aufs Autofahren zu verzichten. «Es ist mir nicht leichtgefallen, aber es war das einzig Vernünftige in dieser Situation.» Er war beruflich oft und auch auf langen Strecken unterwegs. Doch nach 63 Jahren unfallfreiem Fahren wollte er nichts mehr riskieren; schon gar nicht, dass jemand durch sein Verschulden zu Schaden kommt.
Sport spielt eine zentrale Rolle
Peter Nell hatte bisher ein aktives Leben, das er auch ohne Auto weiterführt. «Ich war immer ein leidenschaftlicher Velofahrer, war aber nie mit dem Rennvelo unterwegs», sagt er. Heute schwingt er sich aufs E-Bike und unternimmt weiterhin Touren, nachdem er jahrelang als Leiter verschiedener Velogruppen für Pro Senectute tätig war. «Ich halte mich sehr gern in der Natur auf. Mit dem Velo bin ich vor allem im Sommerhalbjahr unterwegs.» Daneben spielt er auch Tennis, bis vor ein paar Jahren hat er diesen Sport unterrichtet. Bewegung im Alter sei ein wichtiges Thema, weshalb er sich lange Zeit in verschiedenen Bereichen für den Erwachsenensport eingesetzt und über 100 Kurse geleitet habe. «All diese Tätigkeiten haben mir immer grossen Spass gemacht.»
Statt Koch ist er Lehrer geworden
Mit 62 Jahren hat sich der ehemalige Direktor des damaligen Arbeitslehrerinnen-Seminars Zürich pensionieren lassen. Nicht etwa, um einfach nichts mehr zu tun. «Was immer ich angepackt habe, führte ich mit grossem Engagement aus.» Angefangen hatte es mit seinem plötzlichen Entscheid, statt wie beabsichtigt eine Kochlehre zu machen, Lehrer zu werden. «Dabei habe ich die Schule immer gehasst und war auch kein guter Schüler», erzählt er lachend. Trotzdem hat er es in diesem Beruf weit gebracht. «Entweder ich mache etwas richtig, oder ich lasse es bleiben», sagt er. So amtete er während zweieinhalb Amtsperioden als Präsident der Kirchenpflege für die damalige Kirchgemeinde Dällikon/Dänikon. «Während dieser Zeit bin ich mit zahlreichen Problemen konfrontiert worden, die nicht leicht zu lösen waren», erinnert er sich. Es sei eine intensive Zeit gewesen, die viel Einsatz erforderte.

Das Altern akzeptieren
Nichtstun kommt für den umtriebigen Senior nicht in Frage. Nach dem Tod seiner Frau vor über 20 Jahren hat er immer wieder Aufgaben gefunden, die seinem Leben einen Sinn geben. Und er ist sich bewusst, dass sich mit dem älter werden einiges verändert. «Bei mir macht sich jetzt eben der Gedächtnisverlust am stärksten bemerkbar.» Er hat aber im Sinn, sich weiterhin sportlich zu betätigen und den zukünftigen Herausforderungen zu stellen. «Schliesslich will ich 100 Jahre alt werden», sagt er augenzwinkernd.