Einen Weg aus der Einsamkeit finden
In der Schweiz fühlen sich rund 160 000 Menschen über 62 Jahren einsam. Gefühle von Einsamkeit lösen Stress aus und können sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Es gibt Möglichkeiten, der Einsamkeit entgegenzuwirken.
Einsamkeit ist weit verbreitet und kann jede und jeden treffen. «Im Gegensatz zum Alleinsein ist Einsamkeit ein unerwünschtes Gefühl», beschreibt die Psychologin Susanne Schaaf. Sie ist Projektleiterin am Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung ISGF in Zürich und beschäftigt sich unter anderem mit dem Thema «Einsamkeit im Alter».
Das schmerzliche Fehlen von Beziehungen
Wenn von Einsamkeit die Rede ist, kann Verschiedenes damit gemeint sein: Einige Betroffene leiden unter fehlenden engen oder intimen Beziehungen. Andere vermissen verschiedene Arten von Kontakten beziehungsweise ein breites soziales Netz. Gefühle von Einsamkeit können vorübergehend oder chronisch sein wie auch unterschiedlich intensiv. Insbesondere die chronische Einsamkeit kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken. So leiden chronisch einsame Menschen häufiger unter Stress, Bluthochdruck oder an depressiven Symptomen. Sie bewegen sich weniger und erkranken öfter an Demenz oder Alzheimer, wie wissenschaftliche Studien belegen.
Etwas gegen die Einsamkeit tun
«Es braucht Überwindung und Zuversicht, aktiv zu werden», stellt Schaaf fest. «Ich empfehle einsamen Menschen, selber den Stein ins Rollen zu bringen und nicht zu warten, bis sich jemand meldet», rät Schaaf. Eine Möglichkeit ist, in seinem Adressbuch nach Personen zu suchen, mit denen man Kontakt aufnehmen möchte. «Aus der Forschung weiss man, dass sich die meisten Menschen freuen, wenn sie von jemandem einen Anruf oder eine Nachricht erhalten, von dem sie schon lange nichts mehr gehört haben», erklärt Schaaf. Vielleicht kennt man auch eine sympathische Person aus der Nachbarschaft, die man mal zum Kaffee einladen könnte. Oder man sucht ein neues Hob‑by, besucht einen Kurs oder nimmt an einem Mittagstisch teil. Ein Engagement in der Freiwilligenarbeit kann auch gegen Gefühle von Einsamkeit helfen, da man bei dieser Arbeit besonders viel Dankbarkeit und Sinnhaftigkeit erfährt.
«Ich empfehle einsamen Menschen, selber den Stein ins Rollen zu bringen und nicht zu warten, bis sich jemand meldet.»
Enttäuschungen aushalten und weitermachen
«Bei all diesen Aktivitäten sollte man sich nicht entmutigen lassen, wenn etwas nicht sofort so funktioniert, wie man es sich vorgestellt hat», betont Schaaf. «Es kann immer wieder vorkommen, dass man enttäuscht wird. Ich möchte diesen Personen nahelegen, trotzdem weiterzumachen.»
Der Einsamkeit vorbeugen
In guten Tagen für schlechtere vorsorgen: Das gilt auch für die Einsamkeit. «Man kann Einsamkeit vorbeugen, indem man in ein gutes Netzwerk investiert, solange man mobil ist und viel Energie hat», erläutert Schaaf. Dazu zählt auch, dass man an Aktivitäten teilnimmt oder Hobbies pflegt, bei denen man mit anderen Menschen in Kontakt kommt.
Angebote gegen die Einsamkeit
Auf der Website www.gesund-zh.ch sind Angebote und Informationen zu finden, die gegen Einsamkeit helfen und das Wohlbefinden steigern können. Die hier aufgeführten Angebote sind eine kleine Auswahl daraus:
Plaudertelefon malreden
Bei malreden können sich ältere Menschen mit einem sympathischen Gegenüber austauschen. Das Alltagstelefon ist täglich von 9 bis 20 Uhr unter der Nummer 0800 890 890 erreichbar. Die Anrufe sind anonym, vertraulich und kostenlos. malreden bietet auf Wunsch auch ein dauerhaftes Gesprächstandem oder vermittelt (Unterstützungs-)angebote von passenden Fachstellen oder Organisationen: www.malreden.ch
Theaterstück und Austausch zu Einsamkeit
In einem Theaterstück führen Seniorinnen und Senioren ins Thema «Einsamkeit im Alter – Wege aus der Einsamkeit» ein. Anschliessend gibt es eine moderierte Gesprächsrunde mit dem Publikum. Wer sich für den SMS-Dienst einträgt, erhält danach zwei Monate lang wöchentlich eine SMS mit Hinweisen auf lokale Anlässe und Angebote: www.einsamkeit-im-alter.ch
Internet-basiertes Selbsthilfeprogramm NümEinsam
Beim Selbsthilfeprogramm NümEinsam lernen die Teilnehmenden Strategien und Techniken kennen, um Einsamkeitsgefühle zu verringern. Interessierte können im Rahmen einer Studie der Universität Zürich das Programm anonym und kostenlos über mehrere Wochen nutzen: www.nuemeinsam-studie.uzh.ch
Spazierangebot ZÄMEGOLAUFE
Bei ZÄMEGOLAUFE treffen sich Menschen ab 60 Jahren und gehen gemeinsam an ihrem Wohnort spazieren. Das Angebot ist kostenlos und wird in mehreren Züricher Gemeinden durchgeführt: www.zämegolaufe.ch/
Rhythmikkurs Café Balance
Café Balance ist ein Rhythmikkurs für Menschen 65+ mit anschliessender freiwilliger Kaffeerunde, der in verschiedenen Zürcher Gemeinden angeboten wird: www.gesund-zh.ch/wohlbefinden/cafe_balance/