3 min 18. Nov 2024 Berichte

Bauchgefühle sind real!

Dr. Langhans, em. Prof. ETH referierte zum Thema „Wie das Essen unser Gehirn und unsere Gefühle beeinflusst“. Der Vortrag vom 13.11.2024 im Gesundheitszentrum Klus Park, Zürich löste bei den bei den 95 Gästen Staunen aus.

Text: Barbara Neff, Fotos: Cächilia Hänni und Erich Kohler

Das „rote Telefon“ zwischen Darm und Gehirn
„Rotes Telefon“ oder „heisser Draht“ steht für den direkten Kommunikationskanal zwischen den atomaren Supermächten aus der Zeit des Kalten Krieges. Prof. Langhans wählte diesen Begriff um die Wichtigkeit der Kommunikation zwischen Darm und Gehirn zu betonen, die via Blutweg und Nerven funktioniert. Der Darm beeinflusst die Funktion des Gehirns und das Gehirn steuert die Organfunktion.

Deshalb wird der Darm auch als „Little Brain“ und das Gehirn als „Big Brain“ bezeichnet.

Der menschliche Darm ist ein etwa sechs Meter langer, in vielen Schlingen liegender Muskelschlauch und besteht aus Dünndarm und Dickdarm. Die wichtigste Aufgabe besteht darin, die aufgenommene Nahrung zu verdauen und die vom Körper verwendbaren Nährstoffe aufzunehmen.

Die geheimnisvollen „Gäste“ in unserem Darm
Unser Darm scheint ein faszinierendes Forschungsgebiet zu sein. Es leben nicht nur Bakterien, Pilze, Einzeller, Viren, ja sogar (manchmal) Würmer darin. Derzeit schätzt man, dass rund 100 Billionen Bakterien im Darm leben, die ungefähr 500 verschiedenen Arten angehören.

Es gibt diverse Einflussfaktoren auf die Darmbakterien, z.B. Genetik, Umwelt, Bewegung und Medikamente. Der wichtigste Einflussfaktor für die Zusammensetzung der Bakterien ist die Nahrung.

Somit gilt auch hier: die „Mediterrane Diät“ mit Olivenöl, Fisch, Obst, Gemüse usw. ist der „Western Diät“ mit viel gesättigten Fetten und Zucker eindeutig vorzuziehen. Die Ernährung ist also wichtig, weil die Bakterien z.B. unser Sozialverhalten, den Umgang mit Stress oder Furcht und Angst beeinflussen können.

So haben u.a. Versuche mit Mäusen, denen Darmbakterien von Patienten mit Depressionen eingespritzt wurden, bei ihnen ein vermehrtes Angstverhalten ausgelöst.

Die Zusammensetzung unseres Essens bestimmt auch, welche Hormone freigesetzt werden. Diese steuern viele Funktionen des Verdauungstrakts, stimulieren die Freisetzung von Verdauungsenzymen und Insulin, d.h. sie bereiten den Körper auf die ankommende Nahrung und Verwertung der Nährstoffe vor.

Darm-Hirn-Achse – „Datenautobahn Vagnusnerv“
Schon einmal etwas vom Vagnusnerv gehört? Der Vagnusnerv, er wird auch Hirnnerv genannt, 

ist eine der wichtigsten Verbindungen zwischen Körper und Gehirn. Er entspringt dem Gehirn im verlängerten Rückenmark, tritt ins Rückenmark ein und ist Teil des Limbisches Systems.

Diesem System werden die Funktionen von Antrieb, Gedächtnis, Emotionen sowie vegetative Regulationen der Nahrungsaufnehme und Verdauung zugeschrieben.

Da wäre auch noch das „Ghrelin“ ein in der Magenwand gebildetes Hormon, welches die Nahrungsaufnahme stimuliert und da Wachstumshormon freisetzt.

Ein interessantes und anspruchsvolles Referat
Prof. Dr. Langhans schliesst mit den Sätzen: „Was im Darm geschieht, beeinflusst unser Gehirn, z.B. Emotionen, kognitive Leistungen, Verhalten, Persönlichkeitsmerkmale auf vielfältige Weise.

Wir können (noch) nicht alle Phänomene erklären, aber klar scheint….

Bauchgefühle sind real!“

Ein kleiner Umtrunk zum Gedankenaustausch
Mit einem kleinen Umtrunk und einem Speckzopf, der zwar nicht ganz der mediterranen Ernährung entsprach, aber trotzdem geschätzt wurde, endete der zweitletzte Anlass des ZSS für das Jahr 2024.

Ein Besuch am alten Wirkungsort.
Unter den Teilnehmenden war auch Frau Reutemann mit ihrem Mann. Sie war vor über 50 Jahren in den Räumlichkeiten des Gesundheitszentrum Klus Park als Freiwillige Mitarbeiterin ein- und ausgegangen. Sie hat ihre Wertschätzungsurkunde für ihre zehnjährige Freiwilligenarbeit in der Klus, unterzeichnet von Emilie Lieberherr gleich an den Anlass mitgebracht. Frau Reutemann ist noch immer an Gesundheits- und Altersfragen interessiert und ein aktives Mitglied von ZSS.

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