4 min 10. Mai 2022 Berichte

Bericht über die Führung im Kriminalmuseum Zürich

Führung im Kriminalmuseum - spannender als der Dienstagskrimi im SRF.

Die Tage des Kriminalmuseums der Kantonspolizei Zürich sind gezählt
Am 31. Mai 2022 schliesst das Kriminalmuseum der Kantonspolizei seine Türen in der 1901 eröffneten Polizeikaserne und macht der Zwischennutzung eines Jugendkulturzentrums der Stadt Zürich Platz – welch ein Szenenwechsel! Das markante Backsteingebäude wird wie die alte Kaserne nebenan einer neuen Nutzung zugeführt. Die Kantonspolizei zügelte im Verlaufe des Frühjahrs 2022 in das neue Polizei- und Justizzentrum in Zürich Aussersihl-Hard, wo früher der alte Güterbahnhof stand. Dort sind neu 2030 Arbeitsplätze sowie 241 Haftplätze untergebracht. Die Ausstellungsstücke des Kriminalmuseums werden kurzfristig eingelagert. Mittelfristig hofft man, einen neuen Standort dafür zu finden.
Am 10. Mai 2022 nutzten deshalb 40 Mitglieder des Zürcher Senioren- und Rentnerverbandes nochmals die Gelegenheit für eine Führung in diesem 64jährigen Museum. Der Rundgang fand in zwei parallelen geführten Gruppen statt.
In den Ausstellungsexponate sahen sie fühere Instrumente von Ehrenstrafen, was bei den einen oder anderen Anwesenden ein Gruseln auslöste.
Während mehr als zwei Stunden lauschten die Besucherinnen und Besucher den Ausführungen der beiden Führer – beide mit langjährige Fronterfahrung bei der Kantonspolizei. Sie verstanden es mit ihren Ausführungen Erinnerungen an die spektakulärsten Kriminalfälle der letzten Jahrzehnte im Kanton Zürich zu wecken und hauchten mit ihren unterhaltsamen und humorvollen Schilderungen den Ausstellungsstücken Leben ein.

Die gute alte Zeit …
Wussten Sie, dass in den 90erJahren während ein paar Jahren jährlich rund 36’000 Einbrüche im Kanton Zürich zu verzeichnen waren? Im Vergleich dazu sind es heute noch lediglich 5000 – 6000 jährlich.
Damals war auch ein ganz findiger Einbrecher unterwegs, der es meisterhaft verstand viele Male in Häuser einzudringen, ohne Einbruchspuren zu hinterlassen. Zuvor kundschaftete er die Wohnungen und Häuser sorgfältig aus um dann und mit Hilfe einer weichen Masse Abdrücke der Zahnung der Türschlösser herzustellen. Damit liess er passende Schlüssel fertigen.
Ein anderer Einbrecher, der Fenster aufbohrte, konnte nur aufgrund seiner DNA ermittelt werden, die er jeweils beim Einbruchsort hinterliess, wenn er die Sägespäne nach dem Bohren wegblies.

Postraub in der Fraumünsterpost
Der Postraub vom 1. September 1997 in der Fraumünsterpost machte weit über die Schweiz hinaus Schlagzeilen. 53 Mio. erbeuteten die Täter auf überaus schlaue Weise – mit einem kleinen Schönheitsfehler für die Diebe: Es wären 70 Mio. da gewesen. Da das Auto aber einen zu kleinen Laderaum hatte, um die vier Personen und sieben Geldkisten aufzunehmen, mussten sie zwei Kisten stehen lassen. Alle vier Räuber wurden gefasst, 25 Mio. Franken wurden wieder gefunden, 28 Mio. fehlen bis heute. Konnten sich die Räuber nach relativ kurzem Gefängnisaufenthalt später daran erfreuen? Man weiss es nicht. Das Geld tauchte nie wieder auf. Sicher ist nur, dass in jener Zeit die geraubten Noten wertlos wurden, weil eine neue Serie Banknoten in Umlauf gebracht worden war.

Terroranschlag auf ein Passagierflugzeug der El Al.
Am 18. Februar 1969 beschossen Terroristen der Volksfront zur Befreiung Palästinas vom Flugfeld des Flughafens Kloten ein Passagierflugzeug der El Al. Einer der Piloten wurde dabei verletzt. An Board der Maschine war jedoch auch ein Air-Marshall des israelischen Geheimdienstes. Dieser erschoss einen der Attentäter, die übrigen wurden verhaftet. Heute kaum mehr vorstellbar ist, dass damals lediglich drei Polizeibeamte auf dem Flughafen Zürich stationiert waren. In den Folgejahren gab es noch mehrere Attentate auf europäische Flugzeuge. Verhandlungen führten schliesslich zur vorzeitigen Entlassung der Täter aus dem Gefängnis.

Überfall der RAF auf eine Filiale des Bankvereins
Aufsehen erregte auch ein Banküberfall auf den Schweizerischen Bankverein im Jahr 1986. Eine Terrorgruppe der zweiten Generation der RAF überfiel die Bank am Paradeplatz und raubte rund 500’000 Franken. Die Täter flohen mit vier Fahrrädern, Polizisten nahmen die Verfolgung auf, indem sie einen Autofahrer stoppten und ihn aufforderten die Verfolgung aufzunehmen. Die Täter flüchteten ins ShopVille des Hauptbahnhofs, wo bei einer Schiesserei eine Frau getötet und ein Polizist schwer verletzt wurde.
Der Anführer der Täter setzte sich derweil diskret auf eine Bank der Tramhaltestelle am Bahnhof. Ein aufmerksamer Passant wies einen aus dem Shop Ville eilenden Polizisten darauf hin. Der Polizist stellte den Täter mutig mit seiner Pistole. Mit Hilfe eines anderen Passanten gelang es, den Terroristen in Handschellen zu legen. So verhaftete der kleinste Polizist des Corps unwissentlich den damals meistgesuchtesten Terroristen Europas, Klemens Wagner. Dies erfuhr der Polizist allerdings erst, als er wieder auf der Wache war.
Wenn man den Erzählungen der beiden Führer glaubt, spielte damals wie heute bei der Polizeiarbeit oft der Zufall mit – fast wie bei einem Krimi am Fernsehen.

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