
Das sauberste Wasser kommt aus der Röhre
In der Stadt Zürich sorgen vier Wasserwerke dafür, dass alle Einwohnerinnen und Einwohner immer sauberes Wasser zur Verfügung haben. Eines davon ist das Grundwasserwerk Hardhof, wo sich auch die Schaltzentrale befindet. An einer von ZSS organisierten Führung erfuhren 45 Teilnehmende, wie es funktioniert.
Von René Hoppeler und Barbara Gasser
70 Prozent des Wassers, das ständig frisch aus dem Hahn fliesst, stammen aus dem Zürichsee, 15 Prozent aus Quellen und 15 Prozent aus dem Grundwasser. Das sind Informationen, die die Interessierten kürzlich im Grundwasserwerk Hardhof bekommen haben. Sie wissen nun auch, dass das Trinkwasser aus der Röhre das frischeste ist, das sie trinken können. Wasser, das es in Flaschen abgefüllt zu kaufen gibt, ist zwar fast unendlich lang haltbar, aber eben kein Frischwasser.

Dafür, dass immer Qualitätswasser erhältlich ist, sorgen 21 Reservoirs und 29 Pumpwerke sowie 1600 Kilometer Leitungen – das entspricht der Strecke von Zürich nach Madrid –, von denen jährlich rund 30 Kilometer erneuert werden müssen. Zudem sind 9026 Hydranten auf dem gesamten Stadtgebiet verteilt. Pro Jahr ereignen sich durchschnittlich drei Rohrbrüche. «Dieses Jahr waren es bereits vier», wie Werkführerin Martina Schalch sagte. Es sollte also statistisch gesehen zu keinen weiteren mehr kommen.

Der tägliche Gesamtverbrauch an Frischwasser pro Person liegt bei durchschnittlich 140 Litern. Beim Duschen fliessen pro Person täglich rund 30 bis 90 Liter Wasser. Für die WC-Spülung braucht es etwa 40 Liter, fürs Hände waschen 3 bis 4 Liter, und getrunken wird 2 bis 3 Liter. Für eine gleichbleibende hohe Qualität sorgen Kontrollen durch regelmässige Analysen mit modernen Messgeräten in den Labors im Hardhof. Der Überwachungsraum ist während sieben Tagen rund um die Uhr besetzt und mit einem automatischen Alarm ausgerüstet, sollte die Person aus irgendeinem Grund ausfallen. Das Grundwasserwerk Hardhof ist für alle Eventualitäten gerüstet. Zur Alarmierung bei toxischen Verunreinigungen zum Beispiel stehen Anlagen mit Daphnien, das sind Wasserflöhe, im Einsatz. «Die Biosensoren reagieren empfindlich auf Schadstoffe im Wasser: Ändern sie ihr Verhalten, können die Anlagen sofort ausgeschaltet werden», erklärte Martina Schalch.

Im Notfall überbrücken
Das Grundwasserwerk Hardhof liefert täglich zwischen 20’000 und 150’000 Kubikmeter Wasser. Es ist mit Notstromaggregaten ausgerüstet, um allfällige Störungen in der Elektrizitätsversorgung zu überbrücken. Damit könnte der Hardhof in Krisensituationen mit 100 000 Kubikmeter die ganze Stadt mit Trinkwasser versorgen. Zu diesem Zweck sind für mehr als zwei Wochen Dieselvorräte eingelagert. Der Rest der benötigten durchschnittlichen Liefermenge von zirka 20’000 Kubikmeter wird mit Quellwasser abgedeckt.

In 4 bis 6 Metern Tiefe durchfliesst von der City her ein 20 bis 30 Meter mächtiger Grundwasserstrom die Limmattal-Bodenschichten Richtung Baden. Seine Fliessgeschwindigkeit variiert je nach Durchlässigkeit des Bodens. Sie ist jedoch deutlich tiefer als diejenige der Limmat. Gespeist wird der Grundwasserstrom von der Limmat und der Sihl sowie vom Regenwasser, das in unversiegelten Flächen versickert. Beim Durchfliessen des Bodens findet eine natürliche Filterung statt, nach der keine weiteren Aufbereitungsprozesse mehr nötig sind.
Kuchen, Kaffee und Wasser aus dem Hahn
Nach dem spannenden Einblick in die städtische Wasserversorgung – es gibt 1282 öffentliche Brunnen, von denen ein Teil in einem Notfall als Wasserlieferanten für die Bevölkerung dienen – konnten sich die Teilnehmenden ihren Durst gleich vor Ort mit dem frischest möglichen Wasser löschen. Beim Zvieri mit Kuchen und Kaffee zeigten sich Barbara und Rolf Hottiger aus Niederhasli begeistert vom Anlass. «Wir sind via Facebook darauf aufmerksam geworden», erklärt Barbara Hottiger. Sie seien zum ersten Mal an einer von ZSS organisierten Veranstaltung dabei. «Es hat uns sehr gut gefallen», bestätigt ihr Mann Rolf. Es sei sicher nicht das letzte Mal gewesen. Das zuständige ZSS-Vorstandsmitglied René Hoppeler freute sich über diese positive Rückmeldung und wies auf das Programm vom kommenden Jahr hin, für das bereits über ein Dutzend Veranstaltungen geplant sind.
