Demenz wird seltener
Unser Demenzrisiko ist kleiner geworden und wir können etwas dagegen tun. Darüber hat Dr. med. Albert Wettstein am 27.9.23 berichtet in einem vom ZSS organisierten, hochinteressanten Vortrag über Demenz im Alter. Er referierte auch darüber, wie Demenz erkannt wird, wie sie verläuft und wie Angehörige damit umgehen können.
Von Peter C. Meyer
Vor dreissig Jahren waren 20% der 85- bis 89-jährigen Schweizerinnen und Schweizer dement; heute sind es nur noch 10%. In allen Altersgruppen ab 60 sind heute nur noch halb so viele Menschen dement wie vor dreissig Jahren. Dies ist eines der erfreulichen Fakten, über die der frühere Stadtarzt Albert Wettstein an der ZSS-Veranstaltung vom 27.9.2023 referierte.
Wir können etwas tun gegen das Demenzrisiko! Die grösste Wirkung gegen Demenz erreichen wir, wenn wir bis ins hohe Alter sozial aktiv bleiben und unsere Beziehungen pflegen. Umgekehrt gesagt: Einsamkeit ist das grösste Demenzrisiko. Eine gut verständliche Übersicht, wie man mit fünf weiteren Massnahmen der Selbsthilfe sein Demenzrisiko minimieren kann, findet sich auf Seite 15 der Präsentation von Albert Wettstein, die hier auf der ZSS-Website aufgeschaltet ist. Auch Leute, die nicht am Vortrag waren, können diese Präsentation grösstenteils verstehen.
Wettstein zeigte unter anderem auf, wie wir Demenz erkennen können, welchen Verlauf sie nimmt, wie das Leiden an Demenz verringert werden kann und wie Angehörige am besten damit umgehen. Eindrücklich hat er davor gewarnt, Menschen mit Demenz allein betreuen zu wollen. Das ist immer eine Überforderung. Die Betreuungsperson muss rechtzeitig Hilfe holen. Neben Angehörigen gibt es professionelle Stellen wie Spitex, Pro Senectute, Alzheimer Zürich etc.; eine Übersicht steht auf Seite 30 der Präsentation.
Nach dem Vortrag wurden aus dem Publikum viele Fragen gestellt und von Albert Wettstein kompetent beantwortet. Eine Frage und die Antwort von Wettstein haben mich besonders beeindruckt: Kann ein Mensch mit Demenz mit Hilfe von Exit sterben? Seine Antwort: Sterbehilfe von Exit ist nur dann zulässig, wenn die sterbewillige Person urteilsfähig ist. Da dies bei fortgeschrittener Demenz nicht der Fall ist, kann Exit dann keine Sterbebegleitung mehr durchführen.
Was kann man sonst tun? Albert Wettstein empfiehlt, rechtzeitig eine Patientenverfügung zu schreiben. Er selber trägt seine Patientenverfügung immer auf sich und hat sie gleich vorgelesen. Wegen der grossen Nachfrage aus dem Publikum hat der ZSS den Text dieser Patientenverfügung erhalten und als letzte Seite der Präsentation von Wettstein eingefügt.
Wir waren alle beeindruckt und belebt von Albert Wettstein. Was mich glücklich macht: Das Verhalten zur Minimierung des Demenzrisikos schränkt mich nicht ein, sondern erhöht meine Lebensqualität. Körperliche, geistige und soziale Aktivitäten sowie gesunde Ernährung helfen nicht nur gegen Demenz, sondern auch gegen Übergewicht, Herz- Kreislaufkrankheiten und Depressionen. Packen wir es an!