Engagierte leben länger und besser!
Engagement im Alter lohnt sich. Wer nach 65 erwerbstätig oder freiwillig engagiert bleibt, lebt länger und besser. Diese Aussage an der 18. Zürcher Alterskonferenz vom 30. August 2023 im Zürcher Volkshaus lässt aufhorchen. Das Thema des Anlasses: «Engagiert in der 3. Lebensphase: Bereicherung des eigenen Alltags und gesellschaftliche Notwendigkeit»
Silvio Seiler/Peter C. Meyer/Cäcilia Hänni
Gegen 300 Teilnehmende folgten mit grossem Interesse den Ausführungen der hervorragenden Referentinnen und Referenten und brachten sich in den Fragerunden engagiert ein. Auch dieses Jahr wurde der «Markt» mit den vielen unterschiedlichen Anbietern von den Gästen sehr geschätzt und rege besucht.
In der Einführung wies die Präsidentin, Cäcilia Hänni auf die grosse Bedeutung des freiwilligen und ehrenamtlichen Engagements in unserer Gesellschaft hin. Gerade auch die Älteren seien in diesem Bereich sehr aktiv. Speziell dankte sie der Zürcher Kantonalbank, dem Sicherheitsdepartement des Kantons Zürich und dem Gesundheits- und Umweltdepartement der Stadt Zürich, welche die Durchführung des Anlasses durch Ihre finanzielle Unterstützung ermöglicht hatten.
Zürcher Altersstrategie nimmt neue Trends auf
Stadtrat Andreas Hauri führte in seinem Grusswort aus, dass auch die Stadt Zürich in ihrer Altersstrategie 2035 die künftigen Bedürfnisse der älteren Generation antizipiere. Viele Ältere wollten möglichst lange selbstbestimmt und selbständig wohnen. Dank differenzierten Unterstützungsangeboten werde dies für immer mehr Menschen möglich. Freiwillige leisteten dazu einen wichtigen Beitrag.
Engagierte leben länger und besser! Was nützt ü70, um am Ball zu bleiben?
Elisabeth Michel-Alder überraschte vor allem mit einer Erkenntnis. Bezogen auf eine berufliche, oder freiwillige Tätigkeit im Alter sagte sie: «Engagierte leben länger und besser!» Sie verwies auf die Altersentwicklung. Seit 1975 sei die Lebenserwartung markant gestiegen. 70 sei das neue 60. Mit der höheren Lebenserwartung mache ein fixes Ruhestandalter keinen Sinn mehr. Es müssten neue Gestaltungsmöglichkeiten erkannt und gefördert werden. Bei den Möglichkeiten der (beruflichen) Aktivität mit 70 Jahren, hob sie auch das Engagement in gemeinnützigen Organisationen hervor. Auch Selbständigerwerbende seien oft weit über 65 hinaus berufstätig. Dabei überrasche, dass Gärtner und Landwirte am längsten arbeiteten. Freiwillige engagierten sich meist schon weit vor 65 in ganz unterschiedlichen Aufgaben und führten dies lange weiter. Sie entstammten oft einem dafür speziell affinen gesellschaftlichen Milieu.
Zusammenfassung des Referates.
Engagements in den Gemeinden
Jörg Kündig zeigte auf, dass in Zürcher Gemeinden sehr viele Aufgaben im Milizsystem abgedeckt werden. Dafür brauche es in jeder Gemeinde eine grosse Zahl engagierte ehrenamtliche oder freiwillige Bürgerinnen und Bürger. Oft seien dies auch noch Ältere. Seniorinnen und Senioren leisteten in den Gemeinden aber auch einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung anderer Älterer. Dazu gehörten unter anderem Fahrdienste, Mahlzeitendienst, Besuchsdienst (Gratulationen), Gesprächsgruppen in besonderen Situationen, Computeria und Gymfit.
Zusammenfassung des Referates.
Ist Freiwilligenarbeit in der Seniorenbetreuung noch zukunftsfähig?
Gemäss Sonya Kuchen wollen immer mehr Menschen möglichst lange in der eigenen Wohnung bleiben können. Dies sei oft nur dank Spitex und Unterstützung Freiwilliger möglich, welche unentgeltlich tätig seien. Heute würden diese zwar durch Schulungen und regelmässigen Erfahrungsaustausch unterstützt und Spesen entschädigt. Sie warf aber die Frage auf, ob diese Modelle weiterhin zukunftsfähig seien oder ob neue Wege gesucht werden müssten; dies auch vor dem Hintergrund der steigenden Nachfrage und alternativer Beschäftigungsmöglichkeiten. Untersuchungen hätten gezeigt, dass bereits eine bescheidene Entschädigung für diese Dienste die Bereitschaft der Freiwilligen merklich erhöhten.
Zusammenfassung des Referates.
Freiwilliges Engagement erfüllt und bereichert
Ueli Rickenbach strich die Vorteile der Freiwilligenarbeit heraus und zog Prallelen zu einem persönlichen Hobby. Freiwilligenarbeit erfülle und sei eine Bereicherung. Sie sei nicht mit Geld aufzuwiegen. Freiwilligenarbeit sei effektiv, Effizienz sei aber eher zweitrangig. Die Sinnhaftigkeit stehe im Vordergrund. In Umfragen würden Spass an der Tätigkeit, mit anderen Menschen zusammenkommen, etwas bewegen können und helfen als wichtigste Motive genannt. Freiwilligenarbeit erfülle drei wesentliche Bedürfnisse: Streben nach Autonomie, Kompetenz und Beziehung. Die Altersgruppe der 55 – 74-Jährigen leiste in der Schweiz sehr viel Freiwilligenarbeit. Für Möglichkeiten dazu verwies er auf www.benevol.ch. Für Organisationen, welche mit Freiwilligen arbeiten sei es wichtig, dass sie sich an gewisse Standards halten würden.
Zusammenfassung des Referates.
Reaktionen vom Marktplatz
Tatjana Karas, Private Care Kanton Zürich, Care Management:
«Unser Stand war sehr gut besucht. Vor allem mit Rentnerinnen und Rentnern, die noch äusserst vif sind und unsere Dienste erst in Zukunft benötigen. Gespräche gingen deshalb nicht ins Detail. Aber dank den abgegebenen Flyern wissen die Interessenten, wie sie uns bei Bedarf kontaktieren können. Während der Zeit der Vorträge war für uns auch eine Pause möglich, die wir nutzten, um Kontakte zu anderen Martkteilnehmenden zu knüpfen. Die Organisatoren der Zürcher Seniorinnen und Senioren haben die Alterstagung – und damit auch unseren Bereich – sehr gut organisiert.»
Rommy Los, Geschäftsleitung Zürcher Tierschutz und Leiter Tierhaus:
«Wir konnten an dem Anlass mit vielen Menschen in Kontakt treten, die früher Haustiere hatten und denen noch heute Tiere und ihre Bedürfnisse am Herzen liegen. Unsere Kernbotschaft, Haustierhalter für Haustier-Vorsorge zu sensibilisieren, konnten wir leider nicht oft platzieren, da mit einem geschätzten Durchschnittsalter von 70 Jahren, viele der Besucher keine eigenen Haustiere mehr haben. Dennoch konnten wir den Anlass nutzen, um das Publikum für die Wichtigkeit von Tierschutz zu sensibilisieren.»
Sandra Loeffel, Krebsliga Zürich, Leiterin Event Management:
«Wir waren zum ersten Mal mit einem Stand am Marktplatz vertreten. Eine ideale Plattform, um auf unser breites Angebot hinzuweisen – vor allem auf unsere Sozialberatung und die psychologische Begleitung und Unterstützung. Zudem haben wir unsere Begegnungszentren und die fremdsprachigen Beratungen betont, denn bei beidem sind wir auf die Mitarbeit von Freiwilligen angewie- sen. Der Anlass war für uns sehr stimmig und wir schätzten die vielen interessanten Begegnungen. Die Zusammenarbeit mit der Organisation war ebenfalls äusserst angenehm.»