3 min 19. Mrz 2024 Berichte

Ent-Führung ins Kulturzentrum Dürnten

Das Kulturzentrum Dürnten (KmM) liegt so nah. Es ist in rund 45 Minuten ab Hauptbahnhof Zürich mit dem Zug oder per Auto zu erreichen. Geboten wurde den knapp 40 Zürcher Seniorinnen und Senioren an diesem sonnigen Märztag ein unvergessliches Festival für Auge, Ohr und Herz.

René Hoppeler, unterstützt durch Monika Widmer

Ein Stück Industriegeschichte
Beat Liscioch und Hanspeter Bacher führten die Teilnehmenden kompetent durch den Orgelsaal und die Sammlung. Das Museum ist ein Zeitzeuge der mechanischen Musikinstrumente, der reichen einheimischen Industriegeschichte und entführt die Gäste in das kulturelle und gesellschaftliche Leben des frühen 20. Jahrhunderts. Der älteste Teil des ehemaligen Fabrikgebäudes stammt aus dem Jahr 1773. 1886 wurde es mit einer grossen Halle erweitert.  Letztere beherbergte bis 1978 etwa 100 Webstühle und bot 180 bis 200 Mitarbeitenden eine Beschäftigung. Die Gebäude wurden anschliessend umgenutzt, unter anderem als Rollerbahn. 2013 erwarb der Kunstschaffende, Sammler und Geniesser Urs Bertschinger die Gebäude um seine unglaubliche Sammlung von Drehorgeln, Spieldosen, Tanzorgeln unterzubringen und einen Ort der Begegnung zu schaffen.

Der Orgelsaal
Im Orgelsaal wurden wir mit verschiedenen Dreh- und Tanzorgeln bespielt. Der Handbetrieb erfordert Kraft und Ausdauer. Darum kamen dann schon bald Motoren zum Einsatz. Die in der Orgelstadt Waldkirch 1890 erbaute Orgel erhielt nach 500-stündiger Renovation Ihren alten Glanz und Klang zurück. Die Auswahl der Musik erfolgt in der Regel mittels Lochkarten.

Herr Liscioch an der Drehorgel

Die oft aus Belgien und Holland stammenden Tanzorgeln wurden bis zum 2. Weltkrieg, wie ein Zirkus, von Ort zu Ort verschoben. Sie haben wunderschöne farbige Fronten mit sich bewegenden Figuren und Instrumenten. Doch nicht nur die Figuren der Orgeln bewegten sich, sondern auch die Zuhörer unserer Gruppe. Die romantische Kermess- und Tanzmusik verleitete den einen oder anderen zu Tanzschritten oder zum Mitschaukeln, eine lebendige Erinnerung an vergangene Zeiten!

Tonträger Lochkarten

Die Sammlung
In einem 2. Teil wurden wir in die geschlossene Sammlung entführt. Unser Begleiter erläuterte uns, an einer 1720 in der Nähe von Nancy gebauten kleinen Drehorgel, das Funktionsprinzip des Instruments und seiner Tonträger. Beim Bau von Drehorgeln spielten die guten italienischen Orgelbauer, welche in die Länder Europas auswanderten, eine wichtige Rolle. Kriegsversehrte erhielten, im Sinne einer Invalidenunterstützung Drehorgeln, welche Ihnen erlaubten, sich den Lebensunterhalt zu verdienen.

Musikdose

Eine grosse Auswahl von teuren Musikdosen zeigt, wie die Musik in die Wohnungen begüterter Leute kam. Ihr damaliger Preis würde heute einem Betrag von bis zu CHF 25’000 entsprechen. Die Entwicklung von Lochkarten über Walzen zu den Metallplatten war eindrücklich. Durch Edison’s Erfindung des Phonographen kamen erstmals Tonträger aus Zinn und Gellackplatten zum Einsatz. Damit konnte 1878 beispielsweise 4 Minuten Musik festgehalten werden. Allerdings mussten diese Tonträger nach 4-maligem Einsatz entsorgt werden. Die Grundlage für Vinyl-Schallplatten war geschaffen!  Ausgestellt ist in diesem Zusammenhang Edisons’s erstes Diktiergerät, welches die Grösse eines Bürostuhls aufweist.

Diktiergerät

Überrascht hat uns eine mittels Aufzugs funktionierende Dose in Form eines kleinen Vogelkäfigs, in welchem sich Vögel bewegen und deren Stimmen imitiert werden. Vielen werden auch noch die Bahnhofautomaten mit Geldeinwurf in Erinnerung geblieben sein.  

Ein wesentlicher Teil der Sammlung besteht aus Musikautomaten, welche mehrere Instrumente vereinen. Basis ist ein klassisches Klavier, das mit Xylophon, Trommeln, Flöten, ja sogar Geigen, kombiniert wird. Ein Reproduktionsflügel spielt Originalaufnahmen eines Pianisten. Diese Instrumente standen oft in Restaurants.

Die Kombination mit den Geigen wurde 1907, nach 6-jähriger Entwicklung, erstmals präsentiert, ab 1910 verkauft und kostete die Kleinigkeit eines Einfamilienhauses.

Der vielfältige, emotionale und technisch spannende Einblick in eine vergangene Zeit klang mit vielen zufriedenen Gesichtern und angeregten Diskussionen bei Kaffee und Kuchen im romantischen museumseignen Restaurant aus.

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