Exercise is Medicine (Bewegung ist Medizin)
Über 40 Personen wollten aus Expertenhand erfahren, wie sie eigenverantwortlich Krankheitsrisiken senken und eine allfällige Rehabilitation nach Erkrankung, Unfall oder Operation verbessern können.
Martin Gsponer, Msc. Sport- und Bewegungswissenschafter ETH, konnte mit Worten und praktischen Übungen aufzeigen, dass körperliche Aktivität eine effektive Therapie ist.
Das Herz
Unser wichtigster Muskel ist unser Herz. Es wird im Gegensatz zu den übrigen Muskeln autonom irrigiert, muss aber auch trainiert werden. Seine Funktion ist der Transport von Sauerstoff. Ohne Sauerstoff gibt es kein Leben. Bei Rauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht, erhöhtem Blutfettspiegel, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit und Stress steigt das Risiko einer koronaren Herzerkrankung und Arteriosklerose. Herzinfarkte verlaufen in 1/3 der Fälle tödlich. Heimtückisch ist auch die fortschreitende Verstopfung von Arterien, da man diese bis zu einer 70%igen Verstopfung nicht spürt. Darum ist es wichtig gewisse messbare Daten zu kennen.
Was kann regelmässige Bewegung leisten? Sie senkt den Blutdruck, reduziert die Gesamtmortalität um 7%, die Schlaganfallmortalität um 14% und bringt eine bessere Körperfettzusammensetzung. Auch Diabetes mellitis wird positiv beeinflusst.
Stress
Stress kann emotional, kognitiv oder körperlich sein. Allgemeine Symptome sind Müdigkeit und Schlafstörungen. Körperstress beeinflusst das vegetative Nervensystem. Es kommt zur Ausschüttung von Stresshormonen und kann sich in verschiedensten Herz-,Kreislauf -, Magen-Darm – und Muskuloskelettalen-Symptomen äussern.
Bewegung senkt die Symptomatik, stärkt das Selbstwertgefühl und verbessert die Stimmungslage.
Stürze
Nichtberusfunfälle führen in der Schweiz jährlich zu rund 1 Mio Verletzten mit medizinischer Behandlung. Rund 30% sind Stürze. Die materiellen Kosten belaufen sich auf einen 2-stelligen Milliardenbetrag. Das Risiko zu stürzen, nimmt ab Alter 65 stark zu. Die Risikofaktoren sind Muskelschwäche, Gangstörung, Geleichgewichtsstörung, Benutzung einer Gehhilfe, Sehstörungen und Depression.
Warum bewegen?
Unmittelbare Effekte der Bewegung sind: ruhigerer Schlaf, tieferer Blutdruck, bessere Stimmung und Schutz vor Angstzuständen. Der langfristige Gewinn von regelmässiger Bewegung ist: ein gewisser Schutz vor Demenz und Depression, weniger Diabetes, Schlaganfälle und Herzinfarkte, ein gewisser Schutz vor Krebs, ein gesundes Körpergewicht, Stärkung der Knochen und ein verbessertes Gleichgewicht. Bewegung fördert auch Zusammensein, soziale Kontakte. Das erhöhte Bewegungsrepertoir steigert die körperliche Leistungsfähigkeit, bringt Abwechslung und kann Naturerlebnisse ermöglichen.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass Bewegung gut ist für Körper und Geist. Jede Bewegung ist besser als keine und mehr ist besser. Die optimale Dosis ist nicht nur anfänglich, sondern immer wieder neu zu definieren.
Selbstverständlich gibt es auch nicht beeinflussbare familiäre Dispositionen. Trotzdem Bewegung ist Medizin und kann vorbeugen, Medikamente ergänzen oder reduzieren.
Wie bewegen?
Täglich 30 Minuten zügiges Spazieren ist ein gutes Training. Zusätzlich 2x pro Woche muskelkräftigende Bewegungen bewirken Sicherheit und innere Stärke. Kunst ist eine Regelmässigkeit zu finden, denn Routine benötigt keine Motivation. Mit zunehmendem Alter sinkt Ausdauer, Kraft und Knochenmasse. Mit regelmässigem Training kann die Schwelle zu Behinderung und Abhängigkeit um viele Jahre aufgeschoben werden. Interessant war die Grafik, die aufzeigte, dass es nie zu spät ist, aktiv zu werden und zu sehen, dass auch Spitzensportler, bei fehlender Bewegung, auf das Niveau von Inaktiven zurückfallen können.
Bewegung soll Spass machen. Um das Gehörte umzusetzen hat sich der ganze Saal unter Anleitung des Referenten an 3 einfachen Übungen mit und um den Stuhl bewegt, was offensichtlich allen gefallen hat.
Denken Sie daran: Bewegungen progressiv aufbauen, beschwerdefrei bewegen, Bewegung im Alltag integrieren, mässig, aber regelmässig.
Im Anschluss diskutierten Martin Gsponer und René Hoppeler über praktische Erfahrungen, Frustrationsüberwindung, Zeitbedarf und einfache Hilfsmittel, sowie die Rolle der Physiotherapie und der Medizinischen Trainings Therapie (MTT).
Martin Gsponer hat sich bereit erklärt auftretende Fragen von ZSS-Mitgliedern persönlich zu beantworten: martin.gsponer@carefitmtt.ch