
Grossaufmarsch an der Alterskonferenz zum Thema KI
Künstliche Intelligenz beherrscht zunehmend den Alltag – auch jener der Seniorinnen und Senioren. Was KI bedeutet und wie damit umzugehen ist, erfuhren die Teilnehmenden an der Alterskonferenz.
Von Barbara Gasser, Text und Urs Bösch, Fotos, ZSS-Vorstandsmitglieder
Weit mehr als 300 Seniorinnen und Senioren haben an der 20. Alterskonferenz vom 23. September im Zürcher Volkshaus teilgenommen. ZSS-Präsidentin Cäcilia Hänni war überwältigt vom grossen Interesse. «Mit dem Thema Künstliche Intelligenz haben wir wohl den Nerv der Zeit getroffen», sagte sie in ihrer Begrüssungsrede. Es seien sogar mehr Anmeldungen eingetroffen als Plätze zur Verfügung standen.

Stadtrat Thomas Hauri lobte das Engagement von «Zürcher Seniorinnen und Senioren»: «Das 20-Jahr-Jubiläum der Alterskonferenz zeigt die Beständigkeit des Verbands, der sich aber den jeweils aktuellen Themen annimmt.» Persönlich sehe er grossen Nutzen in KI, es gäbe aber auch immer wieder Fragezeichen.
Kopie aus der Natur
Joachim Steinwendner ist Professor an der Fernfachhochschule Schweiz und beschäftigt sich seit den 1990er Jahren mit Künstlicher Intelligenz (KI). In seinem Referat «Vom Golem bis zu ChatGPT» wies er darauf hin, dass KI als Kopie aus der Natur zu sehen sei, welche die Funktionsweise des Gehirns nachahme.

Er veranschaulichte das mit einem Bild, das eine Werkzeugkiste mit mehreren Gehirnen darin zeigte. «KI kann vieles, ist aber nicht die eierlegende Wollmilchsau», sagte er. Auf eine Frage aus dem Publikum, wer oder was KI kontrolliere, antwortete er mit einem Goethe-Zitat: «Ich weiss, dass ich nichts weiss.» Der Aspekt der Kontrolle sei aber auf jeden Fall ein Thema.
Digitale Gesundheit
Im Gesundheitswesen gebe es zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten der modernen Technologie. Davon ist Alfred Angerer, Professor an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), überzeugt.

Seine Forschungsgebiete liegen im Bereich digitale Gesundheit und Prozessoptimierung im Gesundheitswesen. «Qualitätssteigerung und Zugang zu Spezialwissen etwa sind Gebiete, wo KI zum Zug kommt», erklärte er.

Besonders wichtig sei zudem die Effizienz, mit der auf die Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende eingegangen werden könne. Aufgrund seiner Kenntnisse und Erfahrungen mit KI weiss er, dass diese neue Technologie Leben retten kann.
Persönliche Fake News
Unterstützung bei der selbstbewussten Nutzung von digitaler Technologie ist das Spezialgebiet von Ralph Landolt, Gründer von Techtipp. In seinem Referat zeigte er die Bearbeitung eines Handybildes indem er eine Person darauf verschwinden liess. «Das ist mit Hilfe von KI möglich – was bedeutet, eigene fake news zu generieren», erklärte er.

Dass die heutigen Seniorinnen und Senioren durchaus auch auf KI vertrauen, zeigte sich, als rund drei Viertel der Anwesenden die Hand hoben auf die Frage Landolts, wer ChatGPT nutze. Neben den Vorteilen gebe es auch Risiken, so die Aussage des Fachmanns. Man solle den gesunden Menschenverstand walten lassen.
Das ist auch die Meinung von Ursula Uttinger, Juristin und Datenschützerin. Sie mahnt zur Vorsicht: «Zwar eröffnet KI eine ganz neue Welt, sie schränkt aber auch ein. Je mehr persönliche Daten im Internet kursieren, desto anfälliger werden wir für Missbrauch.» Zudem sollen Informationen aus ungesicherten Quellen hinterfragt und nicht einfach vorbehaltlos übernommen werden. «Es gibt keinen absoluten Schutz, deshalb ist ein gesundes Misstrauen durchaus angebracht.»

Positive Reaktionen
Besucherin Renate Frick aus Fehraltorf fand die Vorträge «ganz toll. Ich habe viel Neues gelernt, was sehr interessant war.» Ebenfalls begeistert zeigte sich Pedro Hochmann aus Zürich: «Ich finde, die Alterskonferenz ist ein super Anlass. Die Referenten sind gut, und die Fragen aus dem Publikum waren kurz und klar formuliert; ebenso die Antworten.» Zum positiven Gesamteindruck trugen auch die zahlreichen Markstände bei, an denen Mitarbeitende von Organisationen aus dem Bereich «Leben im Alter» Fragen beantworteten und Broschüren verteilten. Die Teilnehmenden der Alterskonferenz schätzen den direkten Kontakt und das persönliche Gespräch mit Informationen aus erster Hand.

Ralph Landolt bietet Hilfe über folgende Links:
Fotos ganz einfach retouchieren
Arztbesuch gut vorbereiten
ChatGPT – erste Schritte
So hilft ChatGPT in den Ferien
Die Präsentationen zum Thema:
Künstliche Intelligenz und digitale Gesundheistanswendungen, Prof. Dr. Alfred Angerer
Künstliche Intelligenz: Vom Golem zu ChatGPT, Prof. Dr. Joachim Steinwendner
Was kann künstliche Intelligenz für uns Seniorinnen und Senioren bewirken, Uttinger Datenschutz