
«Wie es die Wirklichkeit gibt, so gibt es auch die Fantasie» (Zitat Bruno Weber)
Ausflug in eine Traumwelt
Es gibt sie noch, die verwunschenen Orte – auch vor den Toren Zürichs. Ein ganz besonderer ist der Bruno Weber Park oberhalb Spreitenbach/Dietikon. Ende August erkundeten 40 Teilenehmende des ZSS-Anlasses diesen Traumpark in zwei geführten Gruppen.
(René Hoppeler und Erich Kohler)
Bruno Weber, der Künstler
Bruno Weber war ein talentierter, äusserst kreativer Künstler, der neben seinen Skulpturen auch zahlreiche fantastische Lithographien und Ölbilder schuf, welche teilweise im Wassergartensaal bewundert werden können. Er muss ein hartnäckiger und eigenständiger Künstler gewesen sein, welcher bewusst Grenzen überschritt, und sich letztlich durchzusetzen verstand.
Weber erbte das rund 1500 m2 grosse Grundstück 1962. Alles begann mit einem 10 x 10 Quadratmeter grossen Atelier. Heute ist dies in einem von seiner Frau und Tochter bewohnten, ganz im Stil seiner Fantasien gebauten Wohnhaus mit toller Aussicht über das Limmattal untergebracht. Ein Sommeratelier befindet sich im Wald des Parks.
Bruno Webers Leitsatz: «Wie es die Wirklichkeit gibt, so gibt es auch die Fantasie». So schuf er eine Gegenwelt zur urbanen Welt der Technik und des Kommerzes. Mit seinem Werk gelang es ihm, Kunst und Natur in einzigartiger Harmonie zu vereinen.

Ein Kunstwerk, in dem man Spazieren kann
Während seinem 40-jährigen Schaffen erbaute er seine Phantasie- und Gegenwelt zu den perfekten Hochhäusern (Tivoli) im Tal. Die Gebäude, Figuren, Urwesen und Fabeltiere haben alle einen Zweck. Viele sind begehbar. Die mit Mosaik verzierten Kunstwerke sind oft hybride Gebilde, etwas zwischen Fabeltieren, Menschen Pflanzen und Charakterköpfen. Der Spaziergang durch den Park erlaubt unerwartete, spannende Einblicke und Perspektiven. Unser Guide Christophe Geelen verstand es trefflich uns die Arbeitsweise des «Modellierers» und die Geheimnisse des Formens von Betonkonstruktion und das Erstellen von Gussformen aus Polyester näher zu bringen.
Hinter vielen Konstruktionen verstecken sich amüsante Geschichten. Beim Delphinbrunnen beispielsweise erfuhren wir wie dieser mit einem Pfarrer mit Begeisterung als Objekt vor der Kirche erschaffen und dann letztlich von der Kirchgemeinde abgelehnt wurde. Es versteht sich, dass seine Vorgehensweise nicht ohne Konflikte mit den umliegenden Gemeinden und der Bau- und Zonenordnung abliefen. Eine Umzonung und die zur Verfügungstellung eines ETH-Statikers durch die Gemeinde brachten dann wider etwas schweizerische Ordnung in den rebellischen Park. Für die Expo 1992 in Sevilla entwarf Bruno Weber die Funktionsplastik mit spielbarem Alphorn.
Wie weiter?
Heute befindet sich dieses Gesamtkunstwerk in einer Zwischensituation. Der Zahn der Zeit nagt an den Skulpturen und es benötigt Investitionen für deren Erhalt. Wir hoffen, dass mit der angedachten Lösung, mit einer Stiftung, die Grundlage für den Weiterbestand dieser Symbiose aus gelebter Kunst und Natur geschaffen wird.
Links:
Bruno Weber Park | Ein Muss in der Schweiz
Entdecken | Bruno Weber Park
Zitate aus der Fachwelt
«Für mich, der ich mehr oder weniger immer in Museen arbeite, ist ein Besuch im Weinrebenpark (so der frühere Name) wie ein tieferes Atmen. Es gibt heute kein Gesamtkunstwerk, das derart interessant und vielschichtig ist.»
Prof. Harald SzeemannSchweizer Museumsleiter, Kurator und Ausstellungsmacher
«Bruno Webers Skulpturenpark ist in diese Tradition der grossen Weltenbauer eingebettet und steht dennoch für sich allein. Der Park ist so einzigartig wie der schöpferische Geist eines Menschen.»
Roman Hocke
Vorstand des künstlerischen Beirats der phantastischen Gesellschaft
«Mit seinem Gesamtkunstwerk hat er [Bruno Weber] eine Welt des Reichtums und der Verschwendung errichtet … der Luxus in seiner Kunst manifestiert sich als Reichtum seiner Phantasie. Sie ist grenzenlos …»
Fritz Billeter
Schweizer Germanist, Literatur- und Kunstkritiker