
Apps und Wearables: Digitale Helfer für ein selbstbestimmtes Altern in der Schweiz
Digitale Technologien wie Apps und Wearables können älteren Menschen helfen, länger sicher, aktiv und selbstbestimmt zu Hause zu leben – wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind.
Dr. Mandy Scheermesser, wissenschaftliche Mitarbeiterin,
ZHAW, Departement Gesundheit, Institut für Physiotherapie
In der Schweiz wünschen sich viele ältere Menschen, möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben zu können – selbstbestimmt, sicher und in vertrauter Umgebung. Digitale Technologien wie Smartphone-Apps, Smartwatches oder Fitnessarmbänder – sogenannte Wearables – bieten dafür neue Möglichkeiten. Sie können zum Beispiel an die Medikamenteneinnahme erinnern, Stürze erkennen oder die tägliche Bewegung fördern.
Doch welche Apps und Wearables eignen sich für ältere Menschen?
Das Forschungsprojekt WearApp (2024–2025), durchgeführt vom Institut Alter der Berner Fachhochschule (BFH) und dem Departement Gesundheit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), untersuchte gemeinsam mit älteren Menschen, Fachpersonen und Angehörigen, wie solche digitalen Helfer im Alltag konkret Unterstützung bieten können. Finanziert wurde das Projekt von der VELUX Stiftung Schweiz.
Im Zentrum standen folgende Fragen:
- Wie können Apps und Wearables den Alltag älterer Menschen sinnvoll unterstützen?
- Welche Chancen eröffnen sich durch ihre Nutzung – und welche Risiken sollten dabei nicht übersehen werden?
- Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit digitale Helfer im Alter wirklich nützlich sind?
Beispiele aus der Praxis:
- Kommunikations-Apps unterstützen den sicheren Austausch von Informationen zwischen älteren Personen, Angehörigen und Fachpersonen – beispielsweise zur Koordination von Terminen oder zum schnellen Informieren im Notfall.
- Medikamenten-Apps erinnern verlässlich an Einnahmezeiten und Dosierungen.
- Smartwatches mit Sturzerkennung alarmieren automatisch eine Kontaktperson oder den Notruf, wenn jemand stürzt.
- Bewegungstracker helfen, tägliche Aktivität zu steigern und motivieren mit kleinen Zielsetzungen.
- Notfall-Buttons auf dem Smartphone oder Wearable ermöglichen schnelles Handeln in kritischen Situationen.
Was wichtig ist:
Die Ergebnisse des Projekts zeigen, dass es bei der Auswahl und Nutzung von Apps und Wearables auf vier Punkte besonders ankommt:
- Einfache Bedienbarkeit
Grosse Schrift, übersichtliche Menüs und verständliche Sprache sind essenziell. Nur wenn die Technik intuitiv bedienbar ist, kann sie wirklich helfen. - Verlässlicher Datenschutz
Gesundheitsdaten sind sensibel. Viele Apps informieren jedoch unzureichend darüber, wie und wo Daten gespeichert werden. Es gilt: Nur Apps mit transparenter Datenschutzerklärung und sicheren Serverstandorten (idealerweise in der Schweiz oder EU) nutzen. - Kontrolle über die Daten
Nutzerinnen und Nutzer sollten selbst entscheiden können, ob und mit wem sie ihre Daten teilen – zum Beispiel mit Angehörigen oder medizinischem Fachpersonal. Eine ungewollte Weitergabe an Dritte ist problematisch und häufig nicht ausreichend gekennzeichnet. - Geprüfte Qualität
Nicht alle Apps beruhen auf wissenschaftlich fundierten Informationen. Orientierung bieten Zertifizierungen, unabhängige Tests oder Empfehlungen von Fachpersonen. Auch die Stiftung Konsumentenschutz (SKS), K-Tipp, Fachgesellschaften und Patientenorganisationen geben hilfreiche Einschätzungen – besonders bei chronischen Erkrankungen oder speziellen Gesundheitsfragen.
Fazit:
Digitale Technologien, wie Apps und Wearables, können älteren Menschen helfen, länger sicher, aktiv und selbstbestimmt in vertrauerter Umgebung zu leben – vorausgesetzt, diese Technologien sind qualitativ hochwertig, gut verständlich und datenschutzkonform. Das Projekt WearApp zeigt, wie gross die Unterschiede in Qualität, Sicherheit und Nutzen sind. Umso wichtiger ist eine bewusste Auswahl durch Nutzerinnen und Nutzer sowie Fachpersonen. Wer gezielt auf vertrauenswürdige Apps und Wearables setzt, kann den digitalen Helfern echten Mehrwert abgewinnen – für mehr Autonomie und Lebensqualität im Alter.
Links:
Projekthomepage BFH
Projekthomepage ZHAW
Bildlegende:
Mandy Scheermesser. Foto: colourbox.de