Über das Geheimnis 100 zu werden

Maja Wick überlebte eine schwere Krise – und schreibt heute mit 101 Jahren ihre Memoiren. Ihre Geschichte zeigt, wie man dem Alter mit Würde und Freude begegnen kann.

Teil 1

«Als ich kam, war ich eigentlich schon fast tot.» Maja Wicks Einzug ins Wohn- und Pflegezentrum Tertianum Mitteldorfpark in Ostermundigen war alles andere als geplant. 98 Jahre war sie alt, als sich ihr Gesundheitszustand plötzlich dramatisch verschlechterte. Als Palliativfall kam sie ins Wohn- und Pflegezentrum Tertianum Mitteldorfpark. «Man war sich sicher, dass ich sterben würde – das habe ich aber nicht gemacht», erzählt die mittlerweile 101-Jährige mit einem Schmunzeln. 

Innerhalb eines Jahres gewann sie ihre Kräfte zurück. Sie verliess die Pflegeabteilung – und zog in eine eigene Wohnung im Haus. «Als ich sie zum ersten Mal sah, sagte ich: Wow, ist das schön!», erinnert sie sich. Möbel hatte sie keine mehr – doch aus dem hauseigenen Lager durfte sie sich eine neue Einrichtung zusammenstellen. Mittlerweile seit zwei Jahren in ihrer eigenen Wohnung, sagt die lebensfrohe Seniorin: «Ich bin gerne da, es ist schön hier.»

Ein Neuanfang mit Verlust
Einfach sei die Zeit bis dahin allerdings nicht gewesen. Vor allem, weil sie ihren kleinen Hund an eine andere Familie abgeben musste, nachdem es ihr so schlecht ging. «Das war schlimm», sagt Maja Wick. Die neue Familie schickt ihr aber regelmässig Fotos – zu sehen, dass es ihrer Tiffany dort gut geht, ist ein grosser Trost.

Ein Leben voller Kreativität
Der Lebensmut hat Maja Wick nie verlassen. Zeit ihres Lebens war sie künstlerisch tätig. Besonders stolz ist sie auf ihre Porzellanfiguren, die sie selbst modellierte und bemalte. Einige davon fanden sogar ihren Weg nach Hollywood – zu Schauspielerin Demi Moore. Auch heute, im stolzen Alter von 101 Jahren, bleibt sie aktiv: Sie geht regelmässig ins Yoga, singt mit Begeisterung – und schreibt an ihren Memoiren, ganz klassisch auf einer kleinen mechanischen Schreibmaschine.

Was langes Leben begünstigt
Was braucht es, um 100 Jahre alt zu werden? Diese Frage stellt sich auch Prof. Dr. Sabina Misoch, Altersforscherin und Verwaltungsrätin der Tertianum Gruppe. Aus wissenschaftlicher Sicht kommen dabei viele Faktoren zusammen: «Genetische Faktoren spielen eine Rolle, doch sie beeinflussen die Langlebigkeit nur zu etwa 20 Prozent. Die restlichen 80 Prozent werden durch Umweltfaktoren bestimmt», erklärt sie.

Dazu gehören Krankheiten, aber auch Ernährung, Bewegung, Stressbewältigung und andere psychosoziale Einflüsse. Diese sogenannten Lifestyle Faktoren bieten enormes Potenzial für eine gesunde Lebensverlängerung.

Langlebigkeit im Fokus von Wissenschaft und Gesellschaft
Die steigende Lebenserwartung hat nicht nur individuelle, sondern auch gesellschaftliche Auswirkungen. «Die Finanzierung von Rentensystemen, die Anpassung des Arbeitsmarkts und die langfristige Gesundheitsversorgung müssen neu gedacht werden», sagt die Expertin.

Ein besonders wertvoller Beitrag der Longevity-Forschung liegt gemäss Misoch jedoch in der Prävention: «Letztendlich geht es meines Erachtens weniger darum, einfach nur länger zu leben, sondern vor allem darum, mit hoher Lebensqualität und möglichst viel Lebensfreude zu altern.»

Maja Wick lebt vor, wie das gelingen kann: mit Offenheit, Humor und einem guten Umfeld. Im Tertianum Mitteldorfpark hat sie ihren Raum für Lebensfreude gefunden.

Prof. Dr. Sabina Misoch
Sabina Misoch ist eine internationale Expertin der Altersforschung und Professorin an der Berner Fachhochschule im Institut Alter. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u. a. Langlebigkeit und Robotik im Alter. Seit April 2023 ist sie im Verwaltungsrat der Tertianum Gruppe.

Sabine Misoch ist Altersforscherin an der FH Bern

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