4 min Ausgabe Nr. 3 | 2023

Machen Sie mit!

Soziales und gesellschaftliches Engagement beugen der Einsamkeit vor und fördern die gesunde Langlebigkeit.

Gemeinsam aktiv gegen die Einsamkeit: Prof. Bischoff-Ferrari und Donna Leon am jährlichen Öffentlichkeitsanlass des ZAM.

Noch in den 1960er Jahren sah man in den Industrienationen die Rolle der älteren Menschen in der Gesellschaft als eher passiv an. Obgleich es auch damals charaktervolle Ausnahmen wie etwa politische Persönlichkeiten oder Künstler:innen gab, die sich ihr Leben bis ins hohe Alter unkonventionell und individualistisch gestalteten.

In der Altersforschung kamen die Begriffe «erfolgreiches Altern» und «aktives Altern» erst gegen Ende der 1990er Jahren auf. «Aktives Altern» beruht laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf drei Säulen: Gesundheit, Sicherheit und Teilhabe. Das Konzept «gesundes Altern» beinhaltet laut WHO zudem «den Prozess des Aufbaus und des Erhaltens der Funktionalität, und das Wohlbefinden im Alter zu ermöglichen» – die Basis für ein ganzheitliches Ver- ständnis der Gesundheit. Zentral ist dabei auch, aktiv am Leben teilzunehmen und eine hohe Autonomie zu bewahren. Überdies geht es darum, dass bis ins hohe Alter Freundschaften gebildet und gepflegt werden und ein soziales Engagement möglich ist.

Neues Gesundheitsmodell
Im neuen Gesundheitsmodel der WHO stehen daher sechs Funktionen, die für uns Menschen am wichtigsten sind, im Vordergrund. Dazu gehört die Mobilität, die Gedächtnisfunktion, die mentale Gesundheit, die Ernährung, die Sehkraft und die Hörkraft. Diese Funktionen spiegeln zudem den aktuellen und zukünftigen Gesundheitszustand wider. Das frühzeitige Erkennen eines Funktionsverlustes und Stärkung aller Funktionen in einem umfassenden Präventionskonzept bietet die WHO mit dem 2021 lancierten ICOPE (Integrated Care for Older People) an. ICOPE befähigt Menschen die sechs wichtigen Funktionen selbst re- gelmässig zu überprüfen und bietet eine einfache Eintrittspforte für die Prävention.

Im Kanton Zürich soll das Model ICOPE zukünftig in einer Zusammenarbeit zwischen ProSenectute Kanton Zürich und dem Lehrstuhl Geriatrie und Altersforschung der Universität Zürich (UZH) für die Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Dies hat eine hohe Aktualität, weil die Anzahl an Menschen im Alter 65+ in der Schweiz weiter zunehmen wird. In Europa wird bis 2050 eine Verdopplung der Anzahl Menschen im Alter 65+ erwartet – so wird auch die Anzahl an Men- schen, die das Älterwerden individuell, gesund und aktiv gestalten möchten, zunehmen.

Teilhabe und soziales Engagement gegen Einsamkeit
Mit Teilhabe meint die WHO «die Teilnahme an und die Einbindung in soziale, ökonomische, kulturelle, spirituelle und zivilgesellschaftliche Angelegenheiten». Wissenschaftliche Studien zeigen, dass ältere Menschen, die sich sozial engagieren eine bessere Lebensqualität haben, ihre Mobilität besser bewahren können, weniger anfällig für Depressionen sind sowie ein geringeres Risiko für eine Demenzerkrankung haben. Einsamkeit oder soziale Isolation erhöhen dagegen das Risiko für Demenz, führen zu einer Abnahme der Mobilität, beeinträchtigen die Ernährung und können das Risiko für verschiedene altersbezogene Erkrankungen wie Herzkreislauferkrankungen begünstigen. Letzteres wird auch durch die hohe Stress-Reaktion,die die Einsamkeit mit sich bringt, erklärt. Hingegen sinkt diese Stress-Reaktion im positiven Zusammensein mit anderen Menschen (siehe Link Beitrag Blue Zones in 10 vor 10, Interview Prof. Dr. med. Heike A. Bischoff-Ferrari).

In einer Studie am Zentrum Alter und Mobilität zeigte sich, dass sich ältere Patient:innen nach einem erlittenen Hüftbruch schneller funktionell erholen, wenn sie eine Aufgabe in der Sorge um andere Menschen oder zu Hause einen Garten zu versorgen hatten.

Werden Sie aktiv
Als Forschende am Zentrum Alter und Mobilität ist es uns ebenfalls sehr wichtig, nahe bei den Menschen zu sein. Den Austausch mit der Bevölkerung suchen wir nicht nur, wenn wir Teilnehmende für unsere laufenden klinischen Studien suchen (Machen Sie mit! Unverbindliche Informationen und Anmeldung: Telefon: 044 417 10 76 oder cornelia.dormann-fritz@stadtspital.ch). Es ist uns auch wichtig, dass die Studienresultate nach Abschluss der Projekte direkt zugänglich gemacht werden. Deshalb veranstalten wir jedes Jahr einen grossen Öffentlichkeitsanlass, zu dem wir Sie herzlich einladen möchten. Dieses Jahr dreht sich alles um das Thema «Einsamkeit». Oder eben darum, wie wir durch aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und durch soziales Engagement die gesunde Langlebigkeit wesentlich beeinflussen können!

Leider ist der Platz am Veranstaltungsort beschränkt. Daher schlagen wir Ihnen vor: Engagieren Sie sich! Organisieren Sie am 10. November 2023 mit Ihren Freund:innen einen leckeren Apéro und gruuven Sie per Livestream im Gemeinschaftszentrum oder in Ih- rem Garten mit! Wir würden uns sehr freuen!

Public Event 10.11.2023:
Gesund und Aktiv 60+: Einfluss von Einsamkeit auf die Gesundheit Anmeldung und Programm über: www.usz.ch/kam2023

Links zu den Aufzeichnungen und Zusammenfassungen der vergangenen Öffentlichkeitsanlässe:
www.usz.ch/fachbereich/altersmedizin/ueber-uns/ vortraege/

Link 10 vor 10 Blue Zones: www.srf.ch/play/tv/10-vor-10/video/blue-zones-interview-mit-der-altersforscherin-heike-bischoff-ferrari?urn=urn:srf:video:257b715c-61f7-4a44-a77e-d5bd22c1b1f9

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