Publikum in Bann gezogen
Die 19. Zürcher Alterskonferenz überzeugte mit hochstehenden Referaten. Im Volkshaus Zürich begrüsste ZSS-Präsidentin Cäcilia Hänni über 300 Gäste. Die Plätze waren lange im Voraus ausgebucht.
Von Silvio Seiler
ZSS-Präsidentin Cäcilia Hänni begrüsste das Publikum. Sie sei dankbar, dass wieder so renommierte Referierende für den Anlass gewonnen werden konnten. Sie bedankte sich für die finanzielle Unterstützung der ZKB, der Sicherheitsdirektion des Kantons Zürich, von Prävention und & Gesundheit Kanton Zürich und der Age-Stiftung. Auch den Marktteilnehmenden sprach sie ihren Dank aus für ihr Engagement am Anlass.
Regierungsrat lobt ZSS
In seinem späteren Grusswort hob Regierungsrat Mario Fehr die verdienstvolle Arbeit von ZSS im Dienste der reiferen Bevölkerung hervor. Er verwies darauf, dass der Kanton in den letzten Jahren einiges für diese Gruppe getan habe. Unter anderem seien eine Fachstelle für Seniorenschutz und die neue Verordnung für Zusatzleistungen für Ergänzungsleistungs-Bezüger per 1. Januar 2025 realisiert worden.
Länger gesund und aktiv
Prof. Dr. med. Heike A. Bischoff-Ferrari ist Fachärztin für Altersmedizin. Der reifere Teil der Bevölkerung, sagte sie, strebe eine längere Lebenserwartung an. Damit dies gelinge, seien verschiedene Aktivitäten die Voraussetzung dazu. Im Mittelpunkt stünden die sechs Funktionen Vitalität und Ernährung, Sehkraft, Hörkraft, Kognition, mentale Gesundheit sowie Mobilität. Ab 50 Jahren, stellte sie fest, bauten sich die Muskeln ab. Die gute Nachricht sei aber, dass sich Männer von 70 bis 80 Jahren heute 18 Jahre jünger fühlten. Bei den gleichaltrigen Frauen seien es 12 Jahre. Zur guten Gesundheit trugen körperliche Aktivitäten bei. Einsamkeit, so Bischoff-Ferrari, schränke die Lebenserwartung ein. Das sei gefährlicher als Übergewicht, Immobilität, 6 alkoholische Getränke pro Tag oder 16 Zigaretten am Tag.
Leben von der Seele
Dr. Ludwig Hasler ist Physiker und Philosoph. Er erwähnte, dass der Mensch vom Zustand seiner Seele lebe. Was nütze die Gesundheit, wenn man schlecht gelaunt sei. Es seien schöne Aussichten, länger zu leben. Wichtig sei, was wir bewusst daraus machten. Im Alter sei man in der Regel nicht mehr in eine Sippe eingebettet. Das dritte Alter eröffnete unerhörte Freiheiten. Ab 65 Jahren befinde man sich in der zweiten Pubertät. Natürlich könne man beispielsweise spazieren, «höcklen», geniessen oder reisen. Wichtig sei es, dass man sich nicht auf sich alleine beschränke. Glücksstudien der Harvard-Universität, so Hasler, hätten ergeben, dass warme, lebhafte Beziehungen die Menschen aufblühen liessen. Im Alter solle man deshalb nicht Passivmitglied werden. Man solle sich vielmehr für andere Menschen nützlich machen.
Versteckte Depressionen
Dr. med. Daniel Hell ist emeritierter Professor für Psychiatrie der Universität Zürich. Er befasste sich in seinem Referat mit Depressionen. Diese seien als Endstation verschiedener Belastungs- und Störungsmuster zu bezeichnen. Sie können durch körperliche, psychologische oder soziale Ursachen ausgelöst werden. Vielfach handelte es sich bei älteren Menschen um versteckte Depressionen. Scham führe manchmal dazu, dass Schlafstörungen oder Schmerzen in den Vordergrund rückten. So suchten diese Menschen keine Hilfe. WHO-Kriterien dazu sind depressive Stimmung (Niedergeschlagenheit), Interessenverlust, Antriebsverminderung oder Ermüdbarkeit. Einsamkeit, erklärte Hell, fördere Depressionen. Deshalb müssten Kontakte zu anderen Menschen aktiv gepflegt werden.
Heime wie Hotels
PD Dr. med. Ryan Tandjung ist Chief Medical Officer der Tertianum-Gruppe. Er wurde von ZSS-Vorstandsmitglied René Hoppeler interviewt. Tandjung sagte, dass die neuen Heime keinen Institutionscharakter mehr aufwiesen. Angeboten würde vielmehr ein guter Hotelstandard. Aufenthaltsdauern mit täglich intensiver Pflege hätten sich in den letzten Jahren stark vermindert. Vermehrt würden Wohnungen angeboten, in denen verschiedene Dienstleistungen bezogen werden könnten. Das betreute Wohnen werde in Zukunft zunehmen. Es gebe immer mehr Patienten, die nach einem Spitalaufenthalt nur übergangsmässig in Pflegeheimen logieren würden und danach nach Hause zurückkehrten. Allerdings gäbe es auch Menschen, die nach dem Spitalaufenthalt nicht mehr in die eigene Wohnung zurückkehren könnten. Bei einem bevorstehenden Heimeintritt seien die Voraussetzungen (wie auch Kosten) abzuklären, erklärte Tandjung. Er empfehle sich bei einer neutralen Institution wie beispielsweise der Pro Senectute oder bei der zuständigen Stelle der Gemeinde beraten zu lassen.
Zufriedene Marktbetreiber
«Wir haben die gewünschte Zielgruppe erreicht. Die Gespräche waren kurz. Einige Interessenten wollen bei uns vorbeikommen. Es gab Probleme mit fremden Hörgeräten. Auch da haben wir unsere ausführliche Beratung angeboten. Da alles gut organisiert war, werden wir sicher bei der nächsten Alterstagung wieder mitmachen.»
«Der Marktplatz war dank sorgfältiger Organisation eine bereichernde Erfahrung. Wir führten sowohl kurze als auch tiefgründige Gespräche. In Begegnungen zeigten wir, wie wir Betroffene unterstützen. Gross war das Interesse an der Vorsorge, besonders daran, wie wir bei einer Patientenverfügung begleiten.»